Aktuellen Schätzungen zufolge leben in Österreich 130.000 Personen mit Demenz. Aufgrund
eines kontinuierlichen Altersanstiegs wird sich dieser Anteil bis 2050 verdoppeln. Eine der
größten gesellschaftlichen Herausforderungen ist die adäquate Betreuung, speziell im
eigenen Wohnumfeld. Alzheimer-Demenz gilt als unheilbar, bisher verwendete Arzneimittel
bremsen nur Symptome, der Pharmariese Pfizer beendete Anfang 2018 die Forschung an
neuen Medikamenten.
Unimodale Behandlungsstrategien werden aktuell von multimodalen Interventionskonzepten
abgelöst, wie z.B. in erfolgreichen Präventionsstudien (FINGER, Ngandu et al., 2015). Die
Kombination von kognitiver, physischer und sozialer Stimulation verspricht ein signifikantes
Erfolgspotential (Kane et al., 2017). Zentrale Bedeutung für die nötige Verhaltensänderung
haben motivationale Komponenten, wie z.B. bisher marginalisierte spielerische Ansätze.

Übergeordnetes Ziel von multimodAAL ist die Durchführung einer innovativ konzipierten
Referenzstudie zur Feststellung der Effektivität IKT-gestützter multimodaler Intervention mit
internationaler Anerkennung.
Eine flexible, personalisierbare und kostengünstige technische Gesamtlösung für multimodales
(kognitives, bewegungsorientiertes und soziales) Training wird um Serious Game-gestützte Erhebung
von kognitiven und physischen Leistungsdaten sowie von Lifestyle-Einflussfaktoren erweitert und in
einer 6-monatigen Testphase mit Personen im frühen Stadium der Alzheimer-Demenz
evaluiert.
Durch die angestrebten Projektergebnisse ergeben sich für Bedarfsträger, Technologie-
Anbieter/innen und Nutzer/innen innovative Möglichkeiten des objektiv messbaren Einsatzes
multimodaler, personalisierbarer Trainingsprogramme mit dem Ziel, Demenzbetroffene zielgerecht
und ökonomisch zu motivieren und zu betreuen.

Das Ziel der AAL-Testregion multimodAAL ist, die Herausforderungen an intelligente
Informationstechnologien als geeignete Instrumente für eine effiziente und nutzergerechte
Intervention zu evaluieren. Der Serious Game Theratainment Prototyp wird innovativ zu einem
adaptiven Motivationsassistenten für multimodal stimulierende Trainingseinheiten und
spielerische Erfassung von Risikofaktoren (z.B. Lifestyle, sozial, diätetisch) erweitert. Ziel ist,
Effektivität des Trainings zur Aktivierung aufzuzeigen, Trends im Krankheitsverlauf früh zu
erkennen und das Fortschreiten der Demenzerkrankung messbar zu bremsen. Grundlage
der Evaluierung bilden neuropsychologische Testbatterien, MR-Imaging-Analysen und
Indikatoren zur Pflegeabhängigkeit sowie die Nutzer/innen-Daten des Serious Games.
multimodAAL führt eine international herausragende Referenzstudie im Kontext IKTgestützter
Intervention und Datenerfassung mit Teilnehmer/innen im frühen Stadium von
Alzheimer durch und wird Fragen der Pflege von Demenzbetroffenen beantworten:

  • Kann durch multimodale Intervention mit Theratainment eine Stabilisierung kognitiver Verläufe im Vergleich zu einer Kontrollgruppe erreicht werden?
  • Können aus IKT-gestützter, spielerischer Erfassung multimodale Daten effizient erhoben und Trend-Indikatoren für Risikoschätzungen abgeleitet werden?
  • Können Deep Learning Methoden prädiktive Schätzer des Demenzgrads aus kontinuierlich erhobenen Statusdaten für eine frühe Intervention sinnvoll extrahieren?
  • Welche Merkmale aus Lifestyle- & Risikofaktoren besitzen prädiktives Potential?
  • Wie bilden sich Merkmale kognitiver Leistungsfähigkeit auf den Pflegebedarf ab?

multimodAAL wird ein Netzwerkknoten der österreichischen Demenzforschung und
Interventionstechnologie und durch Veranstaltungen interdisziplinärer Veranstaltungen und
Stakeholder Workshops breite Öffentlichkeitswirkung erreichen. Soziales Engagement der
Demenzbetroffenen („Alzheimer-Café“) und ihrer Angehörigen durch „Spiel-Olympiaden“ und
Begegnungen mit „Friends of Dementia“ nach nordeuropäischem Vorbild sowie die
Einbeziehung der Bevölkerung durch die Assoziation einer „demenzfreundlichen Stadt“
runden das Aktivitäten-, Wirkungs- und Evaluierungsspektrum von multimodAAL ab.